Dr. Friedrich Wrede ist der 1. Vorsitzende des Seniorpartner in School – Bundesverbands e.V., einem bundesweit tätigen Verein mit 14 Landesverbänden – nur in Bremen und dem Saarland sind (noch) weiße Flecken. Die Seniorpartner in School sind Senioren, die an Schulen zur Unterstützung der Kinder und Jugendlichen aktiv sind. Wir lernten Dr. Wrede auf der INVITA Seniorenmesse Bremen im September vergangenen Jahres kennen und freuen uns sehr, unseren Lesern jetzt dieses Interview anbieten zu können. Weitere Informationen zu Dr. Wredes Arbeit unter www.seniorpartnerinschool.de
1. Ihr Verein Seniorpartner in School hat das Motto „Brücke zwischen Jung und Alt“. Wie bauen Sie diese Brücken, wo und wie engagieren sich Ihre Mitglieder genau?
Unsere Kernaufgabe als Verband ist, Menschen 55+ zu Schulmediatoren auszubilden. Mit dieser Qualifizierung helfen die Menschen der älteren Generation den jungen Menschen in Schulen, ihre Konflikte gewaltfrei mit dem Mittel der Mediation zu lösen. Durch lösungsorientierte Einzelgespräche helfen die Seniorpartner zusätzlich den Jugendlichen, ihre persönliche und soziale Kompetenz zu entwickeln und zu stärken. Dadurch verbessert sich das Generationenverständnis: es entsteht eine Brücke zwischen Jungen und Alten.
2. Wie ist es zu dem englischen Namen Ihres Vereins gekommen, haben Sie auch eine internationale Ausrichtung?
Der Grund liegt erstens in der Geschlechterbezeichnung. Im Deutschen müsste man Seniorinnen/Senioren schreiben, das ist schwierig für einen Titel. Zweitens kommt die Idee der Schulmediation aus den USA. Drittens wurde bei der Gründung bereits die weitere Ausbreitung in Europa ins Auge gefasst. Die Bezeichnung könnte problemlos auch in anderen europäischen Ländern genutzt werden. Und viertens hat der Senior (noch) in den anglo-amerikanischen Ländern eine andere Bedeutung als im deutschen Sprachgebrauch – man denke hier nur mal an Wörter wie Seniorenteller, seniorengerecht, Seniorenheim…
3. Seit vergangenem Jahr ist Deutschland – so sichtbar wie nie zuvor – das größte europäische Einwanderungsland. Wie engagieren sich Ihre Mitglieder für junge Flüchtlinge?
Wir bilden unsere Seniorpartner weiter: da sie sich in den Schulen jetzt verstärkt mit jungen Flüchtlingen und Migranten befassen, haben wir das Fortbildungskonzept „Interkulturelle Kompetenz und Kommunikation“ neu aufgelegt. Dieses wird bereits erfolgreich erprobt und angewendet.
4. Gibt es eigentlich vergleichbare Angebote der Mediation unter Kindern auch für vorschulische Bildungsangebote?
Es gibt bereits Angebote auch für vorschulische Einrichtungen. Diese werden durch entsprechend weitergebildete Sozialpädagogen und Erzieher*innen umgesetzt. Interessenausgleich, gegenseitiges Verständnis und gewaltfreie Kommunikation sind altersunabhängig.
5. Zu guter Letzt: es gibt – gottseidank – immer mehr Menschen, die ein hohes Alter erreichen, aber immer weniger Menschen unter 20 Jahren. Merken Sie dies bereits in Ihrer Vereinsarbeit?
In unserem Verein sind aktuell im ganzen Land rund 1.300 Seniorpartner in 300 Schulen engagiert. Diese Zahl kommt zustande, da wir immer im Zweier-Team arbeiten und in vielen Schulen auch mehr als ein Team aktiv ist. Bei circa 33.000 Schulen in Deutschland erreichen wir noch nicht mal 1% aller Schulen. Der Bedarf an dieser Form der intergenerationalen Hilfe ist riesig! Wir freuen uns immer über zusätzliche Aktive – sprechen Sie uns gerne an!
Wir danken Dr. Wrede für das Interview.
Weitere Informationen unter www.seniorpartnerinschool.de