Mittwoch , 17 April 2024

Gesunder Lebensstil für Ältere: 6 Faktoren, auf die es ankommt

Deutschland hat alles in allem ein gutes Gesundheitssystem. Trotzdem könnten die Deutschen in den Bereichen Bewegung und Stressbewältigung mehr tun, um einen gesunden Lebensstil zu führen, wie unlängst der ein Report der Online-Praxis Zavamed ergab.

Frauen leben gesünder als Männer, da sie weniger Alkohol trinken und rauchen, besser mit Stress umgehen und sich weniger überfordert fühlen. Allerdings hat sich die Stressbewältigung in Deutschland in den letzten Jahren verschlechtert. Die Corona-Pandemie hat die Lebenserwartung aller Deutschen um 5,7 Monate gesenkt, wobei Frauen öfter unter Long-COVID leiden als Männer.

Big Six: Die sechs Faktoren eines gesunden Lebensstils

Die „Big Six“ sind sechs Faktoren, die einen gesunden Lebensstil messbar machen. Sie sind ausschlaggebend für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit eines Menschen sowie dessen potenzielle Anfälligkeit für Krankheiten. Es ist wichtig, alle sechs Faktoren bewusst in die Alltagsplanung mit einzubeziehen.

6 Faktoren eines gesunden Lebensstils

Faktor 1: Mentale Gesundheit als Grundlage der Gesundheit

Die mentale Gesundheit ist entscheidend für das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Anfälligkeit für Krankheiten. Selbst in Deutschland sind jährlich 27,8% der Erwachsenen von psychischen Erkrankungen betroffen. Stressige Situationen, Unzufriedenheit im Job und Belastungen im sozialen Umfeld beeinträchtigen die mentale Gesundheit und den Lebensstil.

Um die mentale Gesundheit zu erhalten, sollten wir uns Zeit für uns selbst nehmen und uns auf folgende Faktoren konzentrieren: Bewegung & Fitness, Sozialverhalten und soziales Umfeld, Charaktereigenschaften, gute Bewältigungsstrategien, (Zugang zu) Bildung und genetische Veranlagung.

Faktor 2: Physische Aktivität – In der Bewegung liegt die Kraft

Körperliche Bewegung wirkt sich positiv auf die mentale und physische Gesundheit aus. Das Muskel-Skelettsystem und das Herz-Kreislaufsystem profitieren besonders davon und Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht lassen sich damit vermeiden. Kinder sollten täglich 90 Minuten, Erwachsene mindestens 21 Minuten mit moderater Intensität aktiv sein.

Die WHO empfiehlt 2,5 Stunden aerobe Aktivität pro Woche und regelmäßiges Muskeltraining. Weltweit könnten dadurch vier bis fünf Millionen Todesfälle pro Jahr vermieden werden. Männer sind oft aktiver als Frauen, vermutlich durch Sozialisierung und Gruppensport.

EXKURS: Ist Norddeutschland aktiver?

Bewegungsunterschiede zwischen Bundesländern sind immens. Bremen ist das bewegungsreichste Bundesland, während Sachsen das am wenigsten aktive ist. Die Berechnung bezieht sich nur auf Freizeitaktivitäten und nicht auf körperliche Arbeit im Beruf, die in einigen Bundesländern mehr vorkommt. In bewegungsreichen Bundesländern ist die Arbeitsaktivität oft geringer und umgekehrt.

Faktor 3: Schädliche Umwelteinflüsse als schleichende Gifte

Neben kontrollierbaren Faktoren wie Bewegung gibt es auch Umwelteinflüsse, die das Leben beeinflussen. Privilegien wie Zugang zu Wasser und Nahrung oder ausreichend Geld beeinflussen die Lebensqualität. Luftverschmutzung verkürzt die Lebenszeit und steigert das Risiko von Krankheiten.

Man kann zwar nicht viel an der Lebensrealität ändern, aber Entscheidungen wie Wohnort und Ernährung können etwas Kontrolle über Umwelteinflüsse geben. Ein gesunder Lebensstil erfordert viele kleine Entscheidungen und Faktoren, die sich durch den eigenen Willen beeinflussen lassen.

Faktor 4: Gesund Schlafen – die Schlafhygiene entscheidet

Eine erholsame Nachtruhe ist für den Körper essentiell, da während des Schlafs wichtige Prozesse wie die Bildung von Wachstumshormonen und Abwehrkräften stattfinden. Trotzdem gibt nur jeder Zweite in Deutschland an, ausreichend Schlaf zu bekommen. Eine Studie zeigt, dass in Deutschland nur jeder zweite genug schläft und mehr als ein Fünftel regelmäßig unter Schlafstörungen leidet, bei denen vor allem Probleme beim Durchschlafen auftraten.

Regelmäßige Probleme beim Ein- oder Durchschlafen gelten als ungewöhnlich und können verschiedene Ursachen haben, die gegebenenfalls ärztlich abgeklärt werden sollten. Zu einer guten Schlafhygiene gehören Verhaltensweisen wie ein ritualisierter Schlafrhythmus, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und das Vermeiden von Elektronik, Alkohol und Nikotin vor dem Schlafengehen.

Faktor 5: Gesunde Ernährung für einen gesunden Körper und Geist

Eine ausgewogene Ernährung ist essenziell für einen gesunden Lebensstil und wird von Forschung und Medizin als wichtige Krankheitsprävention betrachtet. Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung können z.B. Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes Typ 2 vorbeugen. Eine vollständige Ernährungsumstellung fällt vielen Menschen schwer, aber es gibt einfache Ansätze, die ohne große Umstellung in den Alltag integriert werden können.

Weniger Salz bei selbstgekochten Gerichten und kein zusätzliches Salzen von Fertigessen, mehr Wasser statt zuckerhaltiger Getränke und eine Reduktion von Fleisch und Wurst sind einfache Maßnahmen. In kleinen Schritten können gesündere Ernährungsmuster in den Alltag integriert werden. Bereits kleine Veränderungen, wie z.B. Wasser mit Geschmack anstelle von Cola, können einen großen Unterschied machen.

Faktor 6: Substanzmißbrauch und Sucht

Substanzmißbrauch und Suchterkrankungen, egal ob legal oder illegal, können Leben zerstören. Allein der Tabakkonsum verursachte im Jahr 2018 den Tod von rund 127.000 Menschen in Deutschland. Dennoch stiegen die Ausgaben für Tabakwaren zwei Jahre später um 5% auf knapp 30 Milliarden Euro. Ein gesunder Lebensstil erfordert daher bewussten Konsum.

Besonders Alkohol und Tabak sind gesellschaftlich akzeptiert und werden oft schon im jungen Alter konsumiert. Es ist wichtig, ein Bewusstsein für die Auswirkungen von exzessivem oder routiniertem Konsum zu schaffen und junge Menschen früh über mögliche Sucht und körperliche sowie seelische Schäden aufzuklären, um einen bewussten Konsum zu ermöglichen.

Lebenserwartung bei Substanzmissbrauch

Gesünder leben heißt länger leben

Ein gesunder Lebensstil, bestehend aus Bewegung, Ernährung, mentaler Gesundheit, Schlafhygiene, Konsum von Suchtmitteln und Umwelteinflüssen, ist wichtig für ein langes und aktives Leben. Jeder Faktor beeinflusst die anderen und eine ungesunde Ernährung oder schlechter Schlaf können das Energielevel senken und negative Auswirkungen auf andere Faktoren haben.

Obwohl ein „perfekter“ Lebensstil kaum realistisch ist, sollte das Ziel eines gesunden Lebens von der Gesellschaft verfolgt werden, um die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten zu reduzieren. Eine Umfrage zeigt, dass fast 70% der Befragten sich regelmäßig über Gesundheitsthemen informieren und über 50% das Internet zur Informationsbeschaffung nutzen.

Bild von Marcus Aurelius / Pexels.com

One comment

  1. Früher dachte ich, dass Altern unweigerlich mit Schmerzen und Einschränkungen verbunden ist. ‚Mit 80 hat jeder Schmerzen‘, sagte ich mir oft. Diese Ansicht änderte sich jedoch radikal, als ich meinen Vater beim Altern beobachtete. Er war schon immer ein aktiver Mensch: Er fuhr Rad zur Arbeit, schwamm im Sommer, ging wandern und fuhr im Winter Ski. Er kochte auch leidenschaftlich gerne, immer frisch und gesund. Während der Corona-Zeiten, als man das Haus nicht verlassen sollte, begann er, sich mit Technologie zu beschäftigen. Er kaufte ein gebrauchtes Notebook und experimentierte mit Home-Workouts und neuen Rezepten. Für mich war das ein echtes Wunder. Jetzt, mit 95 Jahren, ist er immer noch unglaublich fit. Gestern ging ich mit ihm spazieren und fragte ihn, woher er die Energie nimmt, immer wieder Neues auszuprobieren und sich ständig zu bewegen. Ich selbst kämpfe mit der Zeit, um nach der Arbeit und dem Kümmern um Kinder und Haushalt noch Zeit für mich zu finden. Seine Antwort war aufschlussreich: Er sagte, dass jeder von uns die gleiche Zeit hat – 24 Stunden am Tag – und dass er es für verschwendet hielte, sie nicht voll zu nutzen. Diese Denkweise hat mich wirklich zum Nachdenken angeregt.

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